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Klever Schachgeschichte / Aus unserem Verein

Der erste Schachverein in Kleve, der "Klever Schachklub 1919" e.V. hatte seine Klubräume in der Gaststätte Heiming-Pitz (heute Billard-Cafe) an der Hoffmann-Allee (früher Materborner-Allee) / Ecke Thaer-Straße.

1957 bekam dieser Traditionsverein mit dem damaligen "Schachgrößen" Marius Bakker, Helmut Flinterhoff, Karl Groß, Dr. Häfner, Gerd Janßen, Karl Klösters, Hermann van Leyen, Anton Prüfer, Heinz Ruß, Julius Schönborn, Hugo Vehreschild u.a. Konkurrenz durch die Neugründung des "Schachklub Lohengrin". Initiator war der allen bekannte Erich Meirich. Sein Markenzeichen "-emei-" stand unter so manchen Schachberichten in den Tageszeitungen.

Der neue Schachverein hatte sein Domizil an der Arntzstraße / Ecke Koekkoekstraße in der damaligen Gaststätte "Alde Möhle" der Eheleute Heselmann.

Durch die Initiative von Erich Meirich fusionierten schließlich beide Klubs. So entstand der "Klever Schachklub Lohengrin 1919" e.V., der dann mit 4 Mannschaften in die Saison startete.

Dem neuen Klub blieb jedoch das Glück nicht treu. Nach dem plötzlichen Tod des Vereinswirtes "Opa" Heselmann, dem der Verein viel zu verdanken hatte, musste man sich nach einer neuen Bleibe umsehen.

Das war in Kleve mit großen Schwierigkeiten verbunden, die schließlich 1963 zur Auflösung des Vereins führten.

Seit Ende des zweiten Weltkrieges bestand auch ein Werksklub bei der Schuhfabrik Gustav Hoffmann, die heute zum Freudenberg-Konzern gehörende Elefanten-Schuh GmbH. Nachdem auch dieser sich später auflöste, gab es in der Kreisstadt Kleve keinen Schachverein mehr.

1972 trat ein Lehrer aus Krefeld seinen neue Stelle an der Marienschule in Materborn an: Roland Vincken, ein starker Spieler aus dem Schachverein "Turm Krefeld". Er gab im Materborner Jugendheim Schachkurse für Jugendliche und Schüler. Der Erfolg ermunterte ihn, mit früheren Klever Spielern und vielen anderen Schachinteressierten den vierten Klever Schachverein, den

Schachklub "Turm Kleve 1974" e.V.

zu gründen. 16 Gründungsmitglieder wählten ihn am 14. März 1974 zum Vorsitzenden. Mit großem Erfolg setzte er sich besonders für die Jugend ein. Die Anzahl der Mitglieder nahm stark zu. Ein Vereinslokal musste gesucht werden. Es wurde der "Lindenhof" an der Materborner Kapellenstraße.

Noch im Gründungsjahr traf ein Schicksalsschlag den jungen Verein, als am 24. Juli die Nachricht vom plötzlichen Tod seines erst 29 Jahre alten Vorsitzenden Roland Vincken eintraf.

Sein Engagement für die Jugend übernahm der bereits oben genannte Schachfreund Erich Meirich. Die Schachkurse wurden durch ihn in der Karl-Leisner-Schule mit Erfolg fortgesetzt. Bis 1976 war er auch Vorsitzender des Vereins.

Danach begannen schwierige Zeiten für den Schachklub. Mehrere Male musste das Vereinslokal gewechselt werden: Vom "Lindenhof" zum ehrwürdigen, später dem Abbruch zum Opfer gefallenden Kolpinghaus, von dort zum sehr abseits gelegenen "Kronprinzen" in der Spyckstraße.

In diesen "Wanderjahren" steuerte Karl Böhmer das Vereinsschiff.

Ein Glücksfall für den Verein war der letzte Umzug in die "Hagsche Poort", dem Heim der Kolpingfamilie Kleve, Hagsche Str. 65, alten Klevern als frühere Gaststätte "Köbes Vogt" gut bekannt. Zentral gelegen, fühlt man sich hier seit 1982 wohl und ist "gaststätten-unabhängig". Das kam besonders der Jugendarbeit zugute.

Hier übernahm 1987 Erich Hermens den Vorsitz im Klub, den er bis heute innehat.1

Seit 1989 veranstaltet der Verein internationale Schnellschachturniere in der Stadthalle Kleve bzw. in der Mehrzweckhalle in Materborn. Diese erfreuen sich bei Schachspielern innerhalb und außerhalb des Kreises Kleve inzwischen regen Zuspruchs. So findet zum 25-jährigen Vereinsjubiläum bereits das IX. Internationale Schachturnier vom 13.-16. Mai 1999, diesmal wieder in der "guten Stube" Kleves, der Stadthalle statt.

Großen Wert legt der Verein auf die Teilnahme von Jugendlichen und Schülern an diesen Turnieren.

Zu den Nachbarvereinen, besonders zum SV "Springer Kranenburg" und zur Schachabteilung des VfL Nierswalde bestehen seit Gründung des Vereins freundschaftliche Beziehungen. Aber auch auf internationaler Ebene bestehen gute Kontakte, aus denen langjährige Freundschaften entstanden.

1988 verstärkte Stefan Smolin die 1. Mannschaft des Vereins. Durch ihn wurden erste Verbindungen zu seinem Heimatverein, dem Schachklub "Olympia" Piekary in Schlesien und dem Schachklub Szarvas in Ungarn aufgenommen. Über diese beiden Vereine kam es erstmals 1989 während eines internationalen Turniers in Piekary zu ersten Bekanntschaften mit Spielern des Schachvereins "HSV Eintracht Seiffen" e.V. im erzgebirgischen Spielzeugland in der damaligen DDR.

Gegenseitig nahmen und nehmen auch heute noch Spieler an den internationalen Turnieren dieser Vereine teil. In Rahmenprogrammen lernt man Land und Leute kennen, und der gesellschaftliche Teil kommt niemals zu kurz. Im Laufe der Jahre wurden viele schöne Erinnerungen in Bild und Text festgehalten.

Auf gleicher Basis bestehen freundschaftliche Beziehungen zu den Schachvereinen "Gova" Arnheim, Antwerpen-Hoboken und der Klever Partnerstadt Worcester.

Ein besonderes Anliegen des Schachklubs "Turm Kleve" war stets, die Jugend für das Schachspiel zu begeistern. Durch das Angebot von Schachkursen innerhalb und außerhalb des Vereins werden Jugendliche im königlichen Spiel weitergebildet. Viele aus der eigenen Jugend kommende Spieler haben im Laufe der Jahre "alte Hasen" an Spielstärke übertroffen und sind heute Stützen der oberen Mannschaften.

Aber auch attraktive Veranstaltungen weckten das Schachinteresse des Nachwuchses, u.a.:

  • 1978 Simultanturnier mit dem ehemaligen Schachweltmeister Professor Dr. Max Euwe aus den Niederlanden an 26 Brettern in der Kundenhalle der Deutschen Bank an der Hoffmann-Allee für Jugendliche aus Kleve und Umgebung

  • 1981 Austragung der offenen Klever Jugend-Stadtmeisterschaft, ebenfalls in den Räumen der Deutschen Bank an der Hoffmann-Allee

  • 1989 Simultanturnier mit dem damaligen Deutschen Meister Bernd Schneider (SG Solingen, 1. Bundesliga) an 39 Brettern in der Kundenhalle der Deutschen Bank, Herzogstraße für Jugendliche und Senioren

  • 1990 Simultanturnier mit dem Deutschen Meister des Jahres 1990 (Nr. 23 der Weltrangliste) Vlastimil Hort an 40 Brettern, ebenfalls in der Kundenhalle der Deutschen Bank, Herzogstraße, für Jugendliche und Senioren.

  • 1991 Jugend-Schachturnier in der Mehrzweckhalle Materborn mit 56 Teilnehmern

  • 1992 Simultanturnier mit den polnischen Schachmeistern Jacek Bielczik und Karol Pinkas an 24 Brettern in der Kundenhalle der Sparkasse , Hagsche Str., für Jugendliche und Senioren

Erfolge der Jugend blieben nicht aus. Im Jahre 1997 wurde der Aufstieg in die höchste Jugendklasse, die NRW-Liga, geschafft.

Aber auch die Senioren erzielten gute Ergebnisse.

1991 erreichte die 1. Mannschaft den bisher größten Erfolg, nämlich den Aufstieg in die Verbandsliga.

Leider war es ihr nur ein Jahr vergönnt, in dieser Klasse gegen so starke Gegner wie Wuppertal, Rheydt, Düsseldorf, Kaarst, Krefeld, Duisburg und Moers anzutreten.

Strenge Statuten besagten, dass ein Spieler, der in einem anderen Land spielt, nicht gleichzeitig im Niederrheinischen Schachverband spielen darf. Ein Verein aus der Verbandsliga hatte herausgefunden, dass der für Kleve spielende Internationale Meister Karol Pinkas in der gleichen Saison auch von einem Verein in Polen eingesetzt worden war und legte Protest ein.

Bei berechtigten Aussichten auf einen weiteren Aufstieg in die nächsthöhere Regionalliga wurden unserer Mannschaft sämtliche Punkte aberkannt. Damit war der Abstieg in die Verbandsklasse besiegelt.

Diese Reglung bestand jedoch in den wenigsten Schachverbänden. Sie wurde in der folgenden Saison auch in NRW abgeschafft! - Tragikomödie! -

Bis heute spielt unsere "Erste" in der Verbandsklasse und wird es hoffentlich bald schaffen wieder in die höchste Klasse im Niederrheinischen Schachverband aufzusteigen.

Vielleicht glückt es ja im Jubiläumsjahr ...

Heinz Janßen

1 Auf der Jahreshauptversammlung 2000 stellte sich Erich Hermens für das Amt des 1. Vorsitzenden aus privaten Gründen nicht mehr zur Verfügung. Dieter Lorum wurde dort zum 1. Vorsitzenden gewählt.